Das Riesending

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Ein Bauer stieg einmal ins Gebirge hinauf und begegnete dort einem Riesen. Und weil der Riese, wie Riesen das tun, nackt ging, sah der Bauer das mächtige Glied des Riesen und seufzte unwillkürlich auf: “Ach, wenn ich nur auch so eines hätte!”
Der Riese war ein freundlicher Riese und sagte zu dem Bauern: “Wenn es nur das ist – wir können tauschen!”
Der Bauer stimmte hoch erfreut zu, und – man weiß nicht, durch welchen Zauber es möglich wurde, allein: sie tauschten.

Der Bauer lief – oder schleppte sich vielmehr – eilig zu Tal und ging sofort in das Schwitzbad, denn es war ein Samstag und fast alle Männer des Dorfes waren dort um sich von den Mühen der Woche zu reinigen. Das riesige Glied erregte, wie der Bauer es vorausgesehen hatte, die uneingeschränkte Bewunderung der badenden Männer.
Der Riese aber hatte schon lange ein Auge auf die Frau des Bauern geworfen, die jung und hübsch war. Doch hatte er bisher keine Aussicht gehabt, sein Begehren jemals zu stillen, wenn er die Frau nicht hätte umbringen wollen. Nun aber machte er sich Hoffnungen, und tatsächlich fand er die Frau bereit und willig.
Ein Riese im Haus des Bauern konnte freilich nicht lange unbemerkt bleiben, und alsbald wurde die Sache dem Bauern, der noch immer im Schwitzbad prahlte, zugetragen. Der warf sich rasch seine Kleider über und eilte – oder vielmehr schleppte sich – den Berg hinan, um mit der Frau des Riesen ein Gleiches zu tun. Die, erbost über die Untreue ihres Mannes, war durchaus bereit, dem Bauern Genugtuung zu verschaffen. Doch als das Glied des Riesen sich aufrichtete, strömte das Blut des Bauern fast zur Gänze in das riesige Gemächte und der Bauer fiel ohnmächtig zu Boden und musste, nachdem die Riesin ihn mit kaltem Wasser zu sich gebracht hatte, unverrrichteter Dinge wieder hinabsteigen. Unterwegs traf er den Riesen, der gutmütig das Glied wieder mit ihm tauschte.
So hatte der Bauer die Bewunderung der Männer gehabt, und der Riese die Gunst der Frau.

4 Gedanken zu „Das Riesending“

  1. Hallo Martin,

    die Geschichte gefällt mir gut…sie kommt so leicht daher.

    Wie lange hast Du daran geschrieben?
    Ich bin gerade dabei meine zweite Einsendeaufgabe für´s Schreibstudium fertig zu stellen und gerate schier in Verzweiflung.

    Die Aufgabenstellung:
    Meine Figur trifft ihren ärgsten Feind.
    Was geschieht? Wo treffen sie sich? Wie sieht die Begegnung aus? Wie endet das Ganze. Wer geht aus dieser Begegnung als Sieger hervor.

    Sie einer Woche beiß ich mir die Zähne aus. Habe mittlerweile 7 verschiedenen Versionen ein und der selben Begnung.

    Da ich nicht wirklich weiterkomme und der Abgabetermin naht, werde ich nun mein Werk – auch wenn es meiner Selbstkritik nicht wirklich standhält –
    meinem Studienbegleiter und Lektor zusenden und sein “vernichtendes” Urteil tapfer ertragen *überspitzt gemeint*.

    Viele Grüße von einer gerade etwas verzweifelten Jungautorin
    Corinna

  2. Eine wunderschöne Geschichte finde ich. Sie hält den Menschen einen Spiegel vor, die nie mit dem zufrieden sind, was sie haben.
    Es ist ja grundsätzlich nicht schlecht, nach Höherem zu streben. Nur sollte man die Dankbarkeit für das, was man schon besitzt nicht vergessen *lächel*

    Ich bin in diesem Moment dankbar, deinen Blog gefunden zu haben…

    Wu-Lan-Tong

  3. Tja – so bewahrheitet sich mal wieder dass “Weniger” oftmals “Mehr” ist.
    Schöne Geschichte – gefällt mir.

    Liebe Grüsse
    Barbara

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