Ich habe auf Facebook ein Foto von Muslim*innen gepostet, die sich als Mahnwache schützend vor eine katholische Kirche gestellt haben. Zuvor hatte eine größere Gruppe von Jugendlichen in dieser Kirche randaliert, und dagegen richtete sich die Aktion.
Zu dem Foto und der entsprechenden Information schrieb prompt ein Kommentator die übliche Leier: Der Islam sei nicht mit „unseren“ Werten vereinbar, er akzeptiere die Religionsfreiheit nicht und so weiter. Das heißt, der Kommentator behauptete exakt das Gegenteil von dem, was er sah.
Wenn ich zu jemandem sage: „Schau, die Sonne scheint“, und diejenige Person macht die Augen zu und sagt: „Nein, es ist Nacht“, dann hat es keinen Sinn mehr, über die Tageszeit zu diskutieren. Dann kann ich nur mehr fragen: „Warum WILLST du denn, dass es Nacht sein soll? Welchen VORTEIL erwartest du dir davon, dass es Nacht sein soll? Welchen NACHTEIL fürchtest du, wenn es nicht Nacht wäre?“
Es wäre zu simpel und zu oberflächlich, den Vertreter*innen solcher Haltungen zu unterstellen, sie seien blind oder sie seien dumm. Das geschieht leider nur zu oft und führt nur zu Verhärtung. Aber wir müssen in einem solchen Fall das Feld der rationalen Diskussion verlassen und nach den MOTIVEN fragen, die hinter einer solchen Haltung stehen.