Neger Neger Neger

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Gerade die Debatte um Pippi Langstrumpf macht deutlich, dass die Jagd auf böse Wörter nicht nur unsinnig, sondern schädlich ist. Schädlich für den Kampf gegen Rassismus. Nicht Wörter sind rassistisch, sondern Inhalte, Aussagen, Geschichten.
Der Verlag hat aus dem NEGERKÖNIG Ephraim Langstrumpf einen Südseekönig gemacht. Was ist damit gewonnen? Nichts! Denn rassistisch an der Geschichte ist nicht das Wort NEGER, sondern doch die Annahme, dass ein schwedischer Kapitän, wenn er schiffbrüchig auf einer Insel landet, von den Eingeborenen selbstverständlich zu ihrem König gemacht wird. Warum sollten die das denn tun? Doch nur, weil sie die Überlegenheit der weißen Rasse anerkennen. Das bleibt rassistisch, auch wenn man die Eingeborenen nicht NEGER nennt, sondern von mir aus „Mitmenschen aus der Südsee“. Aber weil alle Antirassisten und Antirassistinnen gebannt auf das Wort NEGER starren, fällt ihnen das gar nicht auf. Und deshalb ist die Jagd auf Wörter schädlich, weil sie von den Inhalten ablenkt!
Ich verwende das Wort NEGER üblicherweise nicht. Aus Höflichkeit, weil viele Menschen dunkler Hautfarbe es ablehnen. Keine Frage. Ich will niemanden kränken. Aber Martin Luther King hat in seiner berühmten Rede „I Have a Dream“ gesagt: „One hundred years later, the Negro still is not free“. Soll man das jetzt auch zensieren? Ist doch Quatsch. Heute würde er „African American“ sagen, aber 1963 hat er eben „NEGRO“ gesagt. Und wir alle wissen, wie er das Wort gemeint hat.
Der rassistische Mörder Franz Fuchs hat auf seine Bombe, die vier Roma getötet hat, nicht das Z-Wort geschrieben. Sondern politsch korrekt: „Roma zurück nach Indien!“ Wäre die Tat noch schlimmer gewesen, wenn er auch noch ZIGEUNER geschrieben hätte?
Die österreichisches Boulevardpresse verwendet das Z-Wort nicht. Sie hetzt gegen „Bettlerbanden“ und schreibt von „Roma-Clans“. Ist das um ein Jota besser, als wenn diese Blätter ZIGEUNERBANDEN schreiben würden? Gegen solche Inhalte muss man auftreten, aber nicht Zeit und Kraft auf den Kampf gegen das ZIGEUNERSCHNITZEL verschwenden. Die Roma in Europa brauchen dringend unsere Solidarität, aber ihre Lage wird sich nicht dadurch verbessern, dass das ZIGEUNERSCHNITZEL von den Speisekarten entfernt wird.
Wäre ich der Herausgeber einer Pippi-Langstrumpf-Ausgabe, würde ich zu dem Wort NEGERKÖNIG eine Fußnote setzen: „Ich glaube, Pippi hat zu viele billige Abenteuerbücher gelesen. Aus denen hat sie wohl die Idee bekommen, dass ein weißer Kapitän alles besser kann als die dunkelhäutigen Bewohner von fernen Inseln. Sonst hätte ihr klar sein müssen, dass ihr Vater wahrscheinlich erst hat lernen müssen, wie man sich auf Taka-Tuka-Land benimmt und wie man dort seinen Lebensunterhalt erwirbt, bevor ihn die Taka-Tuka-Leute überhaupt ernst genommen und als einen der ihren anerkannt haben. Und wer sagt, dass die Taka-Tuka-Leute überhaupt einen König brauchen, der ihnen sagt, was sie zu tun haben? Vielleicht setzen sie sich ja alle zusammen und beraten und entscheiden gemeinsam.“

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