„Ist Weihnachten vorbei?“ , krächzt meine Mutter.
„Gestern war Weihnachten“, schreie ich, um ihre Taubheit zu durchdringen.
Neben dem Bett steht der kleine Plastikbaum, den ihr Enkel, mein Neffe, gestern mitgebracht hat. Die Kette aus bunter Folie, mit der er den Baum geschmückt hat, habe ich vor mehr als fünfzig Jahren gebastelt.
Das Spital ist weihnachtlich leer. Nur sie und ich sind im Zimmer.
„Ich möcht‘ auch Packerln auspacken!“, krächzt sie.
„Du hast gestern Geschenke ausgepackt“, schreie ich. „Schau, diesen Teddy hast du bekommen!“
Sie schaut den Teddy lange an.
„Darf ich ihn behalten?“, krächzt sie.
„Natürlich darfst du ihn behalten!“
„Ich bin jetzt dein Teddy“, schreit der Teddy, um ihre Taubheit zu durchdringen. „Ich hab dich lieb!“
„Ich hab dich auch lieb“, krächzt sie, und spitzt die Lippen, um ihm ein Bussi zu geben.
„Wie heiß ich denn?“, schreit der Teddy.
Angestrengt denkt sie nach. „Maxi! Du heißt Maxi!“
„Ich heiß Maxi! Ich heiß Maxi!“, schreit der Teddy, und hüpft vor Freude auf der Bettdecke herum. „Und wie heißt du?“
Angestrengt denkt sie nach. „I don’t know“, krächzt sie. In ihrer Jugend war sie zwei Jahre in England.
„Heißt du vielleicht Mitzi?“
Schwach schüttelt sie den Kopf.
„Heißt du vielleicht Trude?“, fragt der Teddy, und nennt ihren richtigen Namen.
„Maybe!“
„Oder heißt du vielleicht Mama?“
„No, no, not Mama!“
„Du heißt Trude!“, schreit der Bär. „Ich heißt Maxi, du heißt Trude! Ich hab dich lieb!“, schreit der Bär und streichelt sie mit der Pfote.
„Gib mir ein Bussi!“, schreit der Bär.
Und sie gibt ihm ein Bussi. Und noch viele viele Bussi.