DREI ANTWORTEN AN LEO LUKAS
Leo Lukas hat auf Facebook gepostet:
„Sämtliche Ökonom_innen, die ihre Theorien einigermaßen mathematisch untermauern können, sind längst draufgekommen, dass ein Wirtschaftssystem nur solange funktioniert, als Geld zirkuliert, also die große Masse, die Unter- und Mittlelschichten, nach Bezahlung der Miete und der Stillung der sonstigen, nötigsten Bedürfnisse, noch etwas übrig haben, um einkaufen zu können. Schoko-Nikoläuse, z.B.
Worauf jedoch die angekündigte Politik von Hrn. Kurz und seinen Kürzlingen aber hinaus läuft, ist: ‚Wieso Schoko? Fensterkitt kaut sich genauso gut.‘ „
Lieber Leo Lukas,
deine „Ökonom_innen“ haben ja recht, und ich als Unternehmen bin mir sehr wohl bewusst, dass eine hohe Kaufkraft notwendig ist, damit ich meine Schoko-Nikoläuse verkaufen kann. Nur leider kann ich selber nichts dazu beitragen, denn ich als Unternehmen muss konkurrenzfähig bleiben, und damit ich konkurrenzfähig bleibe, muss ich investieren, und damit ich investieren kann, muss ich Gewinn machen, und damit ich möglichst viel Gewinn mache, muss ich Kosten sparen. Und Löhne und Gehälter sind halt Kosten. Darum wär’s mir sehr recht, wenn alle anderen Unternehmen möglichst hohe Löhne und Gehälter zahlen würden, (aber halt nicht in meiner Branche, wegen der Beispielswirkung, weißt du), damit ich meine Waren loswerde und keine Wirtschaftskrise kommt. Aber es sollen halt die anderen, bitte, auf deine „Ökonom_innen“ hören, ich kann es leider nicht, wegen der Konkurrenz, weißt du.
Deine Allgemeine-Unternehmens-AG
Lieber Leo Lukas,
deine „Ökonom_innen“ haben ja recht, und ich als exportorientierte Wirtschaft bin mir sehr wohl bewusst, dass international eine hohe Kaufkraft notwendig ist, damit ich exportorientiert bleiben kann. Aber wenn die Kaufkraft nicht so hoch ist, weil die in China nicht so viel verdienen, dann muss ich billig verkaufen, billiger als die Konkurrenz jedenfalls, und darum muss ich Kosten sparen, und Löhne und Gehälter sind halt Kosten. Und Steuern und Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung und Arbeitsschutzeinrichtungen und Umweltauflagen und alles das, das sind halt leider auch Kosten. Und darum brauche ich eine Regierung, die diese Kosten für mich senkt. Wegen der Standortsicherung, weißt du, wegen der internationalen Konkurrenz. Und wenn bei uns im Land die Kaufkraft nicht mehr so hoch ist, dann muss ich um so mehr Schoko-Nikoläuse nach China verkaufen, und dann muss ich noch mehr sparen, das wirst du doch einsehen. Und wenn woanders die Unternehmen besser sparen können als hier, weil sie dort einsichtigere Regierungen haben, dann laufen uns am Ende noch unsere Unternehmen weg. Ich bin sehr dafür, dass die anderen Länder auf deine „Ökonom_innen“ hören (was soll eigentlich das Stricherl da?), aber ich kann halt nicht, so leid es mir tut. Wegen der Konkurrenz, weißt du.
Deine Wirtschaft
P.S. Und vergiss nicht: GEHT’S DER WIRTSCHAFT GUT, GEHT’S UNS ALLEN GUT!
Lieber Leo Lukas,
da fällt mir noch was ein: In den 60er, 70er, 80er Jahren hab ich mir eine Sozialpartnerschaft leisten können. Da waren wir in Mittel- und Westeuropa noch ein bissel ein geschlossenerer Wirtschaftsraum. Wir haben uns zwar immer gestritten mit den Gewerkschaften, aber wenn die uns gezwungen haben, etwas von der Produktivitätssteigerung an die Leute abzugeben, haben wir uns dann doch breitschlagen lassen, weil wir gewusst haben, dass das uns allen nützt, wenn sich die Leute auch was kaufen können. Aber jetzt haben wir diese blöde Globalisierung mit Kapitalflucht und internationalem Standortwettbewerb, wo alle Länder sich darin überbieten, den Konzernen noch günstigere Bedingungen zu bieten. Da muss unsere Regierung natürlich auch mitmachen, sonst bleiben wir über.
Darum sag bitte den Gewerkschaften, sie sollen sich international mehr vernetzen, denn wenn sie uns auf der ganzen Welt zwingen, etwas von der Produktivitätssteigerung abzugeben zugunsten der Kaufkraft, dann hat ja niemand einen Konkurrenznachteil. Aber das können nicht die Konzerne und auch nicht die Regierungen, das können nur die Gewerkschaften. In Wirklichkeit sind sie es nämlich, die als einzige den Kapitalismus vor Krisen bewahren können. Aber sag niemandem, dass ich dir das gesagt habe.
Deine Wirtschaft
P.S. Iss diese Botschaft auf, sobald du sie gelesen hast!