Das fundamentale Problem

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“Das fundamentale Problem ist nicht, dass einige Wenige so vermögend sind. Sondern dass zu viele Menschen nur sehr wenig bis nichts besitzen. Wie denken Sie darüber?” fragt Agenda Austria.

Hier meine Antwort:

Das fundamentale Problem ist nicht, dass einige wenige viel haben. Das Problem ist nicht, dass sie mehr Luxusvillen, Privatjets und Jachten haben als die vielen. Sondern dass diese wenigen bestimmen, was die vielen zu produzieren haben. Und sie lassen nicht das produzieren, was der Gesellschaft am meisten nützt, sondern das, was ihnen den größten Gewinn bringt. Und zwar nicht, weil sie persönlich so gierig sind, sondern weil sie Gewinn brauchen, um investieren zu können, weil sie sonst von der Konkurrenz verdrängt werden. Wenn Gift den größten Gewinn verspricht, produzieren sie Gift (z.B. Monsanto), wenn Waffen den größten Gewinn versprechen, produzieren sie Waffen (z.B. Lockheed). Gesunde Nahrungsmittel produzieren sie nur, wenn damit genug zu verdienen ist. Sie produzieren Bio für den Mittelstand und Junkfood für die Armen. Sie investieren in Umweltschutz, wenn es dafür Abnehmer gibt, und sie zerstören die Umwelt, wenn ihnen niemand auf die Finger schaut (z.B. Palmöl). Darüber, was das Produkt tatsächlich leistet, lassen sie die Konsumenten und die Öffentlichkeit nach Möglichkeit im Unklaren (z.B. VW). Sie lassen nach Möglichkeit dort produzieren, wo die Arbeitskraft am billigsten ist, wo die Steuern am niedrigsten sind, die Umweltauflagen am laxesten und die Sozialgesetzgebung am unmenschlichsten (z.B. Textilindustrie). Wie viel sie das Produkt wirklich gekostet hat, unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde und von wem, das verraten sie nur, wenn man es ihnen nachweisen kann. Sie bezahlen Lobbyisten, um gewählte VolksvertreterInnen für ihre politischen Pläne zu gewinnen, sie finanzieren Wahlkämpfe und sie stützen Diktaturen und finanzieren Armeen und Banden, die Menschen daran hindern, sich gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen zu wehren (z.B. Shell in Nigeria, z.B. Chevron-Texaco in Ecuador).

Noch was? Ich kann ja hier kein Buch schreiben.

Noch mal: Sie tun das nicht, weil sie böse Menschen sind. Sie können nicht anders. Die Konkurrenz zwingt sie dazu. Die Gesellschaft als ganzes – und das ist heute freilich die Weltgesellschaft – muss sich einigen, was sie produziert haben will und wie. Solange die Staaten darum wetteifern, den Investoren die günstigsten Bedingungen zu bieten, werden sie in eine Abwärtsspirale getrieben (z.B. Unternehmenssteuern). Solange sich die Arbeitenden mit dem Argument des Wirtschaftsstandorts gegeneinander ausspielen lassen, werden österreichische und chinesische Arbeitende gleichermaßen draufzahlen. Wenn in allen Ländern ähnliche Umweltschutzbestimmungen durchgesetzt wären, würde es für kein Unternehmen einen Konkurrenznachteil bedeuten, sich daran zu halten.

Das fundamentale Problem ist, dass ALLE Unternehmen eigentlich ein Interesse daran haben, dass die Masse über genügend Kaufkraft verfügt, um das, was sie produziert, auch konsumieren zu können. Doch auf Grund der Konkurrenz ist jedes EINZELNE Unternehmen gezwungen, Kosten zu sparen, um den Gewinn für Investitionen zu erhöhen – also auch Lohnkosten zu sparen. Alle zusammen bewirken also, dass die Kaufkraft der Massen zu niedrig ist, obwohl sie alle ein Interesse daran hätten, dass sie hoch genug wäre.

Entgegenwirken können dem nur starke Gewerkschaften. Und heutzutage nur global agierende Gewerkschaften. Wir brauchen global agierende Gewerkschaften, genau so, wie wir global agierende Umweltschutzorganisationen brauchen, global agierende Konsumentenschutzorganisationen, global agierende Menschenrechtsorganisationen, also Organisationen, die tatsächlich die Interessen der Mehrheit der Weltgesellschaft vertreten und durchsetzen.

Noch was? Ich kann ja hier kein Buch schreiben.

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