Mittwoch 9. Mai 2012 19:00
Café Anno: Lerchenfelderstraße 132, 1080 Wien
Verben
Den hundertzweiunddreißigsten Abt konnte keiner verstehen. Aus der Überzeugung heraus, daß es weder Dinge noch Eigenschaften gebe, sondern nur Vorgänge, verbannte er alle Substantiva und Adjektiva aus seiner Sprache. „Darum, weil drehen leuchten bewegen strahlen tanzen, zeigen bedeuten drehen anderswo lachen übend“ war noch eine seiner zugänglichsten Aussagen. Er wurde sehr alt und war über fünfzig Jahre lang Abt, hochverehrt von seinen Schülern. Trotz der Verehrung, die ausnahmslos alle für ihn empfanden, verfielen unter seiner Regentschaft die Sitten im Kloster zusehends und die Lehre erlitt viele Entstellungen und Verdrehungen. Drei seiner Schüler erlangten die Erleuchtung, doch der Rest verstand einfach nicht, was der Abt wollte oder meinte, und man tat, was einem paßte oder gerade einfiel. Einige sind freilich der Ansicht, gerade dies sei die Blütezeit des Klosters gewesen.
Konsequenz
Der hundertdreiunddreißigste Abt schwieg, da nach seiner Ansicht überhaupt nichts existierte.
Weiters: „Der Sünder und der Heilige“, „Der Antichrist“, „Wie man ein Leuchtturm ist“ usw.
Martin Auer („The Voice“) rezitiert, deklamiert, räsoniert, schwadroniert, agitiert … und trägt dabei seinen schwarzen Hut!
Anschließend wie immer GESELLIGES BEISAMMENSEIN.
Eintritt: frei